Vorschau auf 2024

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde der St.-Johannis-Kantorei,

im Jahr 2024 begeht die Evangelische Kirche ein wichtiges Jubiläum: 1524 erschien in Wittenberg »Eyn geystlich Gesangk Buchleyn«. Herausgeber war der Torgauer Kantor Johann Walter, die Vorrede schrieb Martin Luther. Von Torgau und Wittenberg aus ging die Idee in die Welt, den Glauben singend zu verbreiten. Der Rostocker Motettenchor wird im Februar nach Torgau und Wittenberg reisen, um an den Quellorten der Evangelischen Kirchenmusik ein Konzert und einen Gottesdienst zu gestalten. Damit eröffnen wir die Reihe der dortigen Festmusiken unter dem Motto „Der Glaube singt – 500 Jahre Evangelische Kirchenmusik“.

Zwei weitere Jubiläen prägen unsere kirchenmusikalischen Vorhaben für das Jahr 2024 in besonderer Weise. Zum einen wird mein Vorgänger KMD Prof. Hartwig Eschenburg im Januar sein 90. Lebensjahr vollenden, zum anderen feiert der Rostocker Motettenchor sein 60-jähriges Bestehen. Zu Ehren von Herrn Eschenburg werden Mitglieder der Kantorei ein Konzert mit Werken von Schütz, Buxtehude und Bach singen. Anlässlich des zweiten Jubiläums stehen mehrere A-cappella-Konzerte und ein Festkonzert auf der Insel Hiddensee auf dem Programm.

Unter dem Titel GESÄNGE AUS DER GEFANGENSCHAFT wird ein außerordentliches Projekt in Kooperation mit dem Volkstheater Rostock und der Dokumentations- und Gedenkstätte in der ehemaligen Untersuchungshaft der Staatssicherheit Rostock wieder aufgenommen. Zwischen 1960 und 1989 waren dort fast 5000 Frauen und Männer aus politischen Gründen inhaftiert. Mit einem Programm, das aus einem weiter gefassten historischen Kontext Gefangenschaft, innere und äußere Isolation, Verzweiflung und Hoffnung thematisiert, bespielen Ensemblemitglieder des Volkstheaters Rostock gemeinsam mit dem Rostocker Motettenchor einzelne Zellen und Räume des Gebäudekomplexes. Das Publikum wird im Rahmen eines Rundgangs in Kleingruppen zu den Spielorten geführt und kann sich so gleichsam handgreiflich dieser besonderen Geschichte und einem Ort des Geschehens aussetzen.

Kurz nach dem großen Europäischen Silvester-Taizé-Jugendtreffen in Rostock lud die Communauté von Taizé den Choralchor ein, eine CD mit Gesängen aus Taizé für den deutschsprachigen Raum aufzunehmen. Der Chor freut sich über diese besondere Herausforderung und Ehre. Die diesjährige Singwanderung führt den Jugendchor von Rostock über Schwerin nach Groß Eichsen. In einer ungewöhnlichen Kooperation treffen die Kinder der Kurrende auf Kollektiv „N“. Die Kombination aus Lied und Choral mit Free Jazz verspricht ein außergewöhnliches, im wahrsten Sinne des Wortes „unerhörtes“ Konzerterlebnis. Im Sommer wird die Kurrende im Rahmen der Kindersingwoche, die zum dritten Mal in Mirow stattfinden wird, das Musical DAVID UND JONATHAN von Gerd-Peter Münden einstudieren. Auch der Figuralchor ist im Sommer unterwegs und singt in Hagenow und Rostock die PETITE MESSE SOLENNELLE von Rossini.

Für den Herbst ist unter dem Titel „FUTURA – was wird?“ wieder eine gemeinsame Veranstaltungsreihe mit dem Institut für Text und Kultur der Universität und der Kunsthalle Rostock geplant. Wie bei den Projekten der vergangenen Jahre ist es erneut das Anliegen, ein gegenwartsrelevantes und theologisch-religiös interessantes Thema im Austausch von Wissenschaft und Kultur zur Darstellung zu bringen. Die verunsichernde Covid-19-Pandemie, der gesellschaftliche Wandel durch immer mehr Digitalität, die rasante Entwicklung von Künstlicher Intelligenz, die unabsehbaren Gefahren und Folgen des Klimawandels und die Bedrohungen durch Krieg machen uns das Ungewisse und Unverfügbare der menschlichen Zukunft deutlich. Gleichzeitig blicken wir mit positiven Erwartungen und Hoffnungen auf die individuelle und gesellschaftliche Zukunft. Das Projekt „FUTURA – Was wird?“ nimmt dieses Spannungsfeld auf. Unter den Rubriken „Zukunft sehen“, „Zukunft erzählen“, „Zukunft zeigen“ und „Zukunft gestalten“ wird es eine Ausstellung, drei Vorträge mit korrespondierenden Konzerten und einen Filmabend in St. Johannis geben. Die Künstlerin Louisa Clement aus Bonn zeigt in einer Ausstellung der Kunsthalle Rostock wie sie sich mit Formen der KI und der Digitalität auseinandersetzt. An drei Sonntagen finden, jeweils mit vorausgehenden Vorträgen, Konzerte mit dem Rostocker Motettenchor, der Kurrende, dem Choralchor und dem Figuralchor statt, in deren Zentrum verschiedene Mess-Kompositionen (Anton Bruckner e-Moll und f-Moll, Steve Dobrogosz) und Psalmvertonungen stehen, die in ihrer Dynamik abbilden, wie sich Menschen auf die Zukunft hin ausrichten. Am Ende der Programme stehen drei verschiedene Vertonungen des Textes aus der Offenbarung: „Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde“.

In der Adventszeit erklingt dann zum krönenden Abschluss Johann Sebastian Bachs h-Moll-Messe mit dem Rostocker Motettenchor und der Akademie für Alte Musik Berlin.

In der folgenden Übersicht finden Sie viele weitere Konzerte!

„Alles hat seine Zeit“ lesen wir im Alten Testament. „Geboren werden hat seine Zeit, Sterben hat seine Zeit; Weinen, Lachen, Klagen, Tanzen“. Man kann hinzufügen: Musizieren hat seine Zeit, Zuhören hat seine Zeit. Zeit, das ist ein Intervall zwischen Schöpfung und Weltende, zwischen Geburt und Tod, ein Wegstück hin auf die Ewigkeit. Mit guter Musik ist es in jedem Fall erfüllte Zeit!

In der Hoffnung, Sie bei vielen unserer Veranstaltungen zu sehen, grüßt Sie herzlich

Signatur_10_1

Ihr Markus Johannes Langer

Kalender als PDF herunterladen