Mein erstes Mal

Matthias Noack unterwegs mit dem Rostocker Motettenchor

Seit 1980 bin ich Wahl-Mecklenburger. Sehr schnell wurde mir im Bereich der Kirchenmusik der Rostocker Motettenchor als Top-Adresse ein Begriff. Leider hatte ich aus dienstlichen Gründen verschiedenster Art nicht die Möglichkeit zum Mitsingen.

Erst der Eintritt in den Ruhestand vor zwei Jahren verschaffte mir den nötigen Spielraum.

In diesem Jahr konnte ich erstmalig mit dem Chor zu Proben und Konzerten unterwegs sein.

Wir begannen am verlängerten Himmelfahrtswochenende mit ausführlicher Probenarbeit im Rüstzeitheim der evangelischen Kirche in Kloster auf Hiddensee. Mein erster Besuch auf der Insel! Dort war auch für die anderen „Neuen“ zwischen den Proben Gelegenheit zum Kennenlernen.

Den Abschluss bildete ein Konzert am Samstag Abend in der fast vollen Kirche auf engem Raum des Altarplatzes. Das Programm bestand aus Anlass der 125. Wiederkehr des Todesjahres von Johannes Brahms aus geistlicher Chormusik des Komponisten und wurde durch einige Orgelwerke ergänzt. Ausgewählte Werke erklangen nochmals im Gottesdienst am Sonntag darauf.

Die Zuhörer dankten uns mit jeweils großem Beifall.

Unsere nächste Reise führte uns nach Norden in Ostfriesland. Die Organisatoren des dortigen „Gezeiten-Festivals“ hatten uns in die Ludgeri-Kirche eingeladen. Vor etwa 250 Gästen konnten wir unser Programm im sehr eindrucksvollen Raum darbieten. Schon in der Konzertpause gab es begeisterte Rückmeldungen einiger Zuhörer. Der Kantor des Ortes unterstützte uns mit Werken von Brahms und Bach an der imposanten Arp-Schnittker-Orgel.

Nach dem Konzert ermöglichte unser Busfahrer noch einen Abstecher an die Küste zum Sonnenuntergang bei Ebbe. Ein wunderbares Naturschauspiel!

Die Rückreise ermöglichte eine Unterbrechung in Lübeck. Der Kantor der Aegidien-Kirche begrüßte uns zum Konzert. Eine Studenttin der Musikhochschule übernahm mit Bravour den Orgelpart. Das Chorpodest im Nordschiff bot uns nicht nur genügend Platz sondern auch wunderbaren Hörkontakt untereinander, was den Genuss bei uns und den Hörern zu steigern vermochte.

Zurück in Rostock stellten wir abends gegen 10 Uhr fest, daß wir in ziemlich genau 36 Stunden knapp 1000 km gereist waren und zwei Konzerte gesungen hatte. Uff! Zeit zum Durchatmen.

Am letzten Juniwochende fanden zwei weitere Konzerte statt. Das Konzert am Samstag in Kühlungsborn habe ich leider nicht miterlebt.

Dafür um so intensiver den Auftritt am Sonntag hier bei uns in der Rostocker Heiligen-Geist-Kirche.

Zuletzt genoss ich vor einigen Jahren dort den Motettenchor als Zuhörer mit Thomas Quasthoff als Gast. Schon damals für Gänsehaut gut zu haben.

Diesmals stand ich selbst mit auf dem Podest. Nach vielen Jahren der Sehnsucht ging damit für mich ein Traum in Erfüllung. Der Gedanke daran wollte zu einem Kloß in meiner Kehle werden, aber die Musik bewahrte mich davor. An der Orgel wirkte der neue Kantor der Gemeinde.

Die Zuhörerschaft dankte uns mit großem Applaus. Ich meine, ein „Bravo“ gehört zu haben. Wir antworteten mit einer Zugabe, natürlich auch von Johannes Brahms.

Und noch ein erstes Mal: In meinem beruflichen Alltag habe ich schon auf vielen Konzertpodien gestanden, aber noch nie so geschwitzt wie an diesem Nachmittag.