Festspiele mit glanzvoller Chormusik

Heinrich Schütz: Symphoniae Sacrae, Psalmen Davids
27.08.2005, Dom Schwerin
26.08.2005, St.-Nikolai-Kirche Rostock

Ekkehard Ochs, Ostsee-Zeitung
29.08.2005

Die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern punkten weiterhin mit Angeboten der Extraklasse: donnerstags „Amarcord“ in Güstrow, freitags und sonnabends die „Hilliards“ und der Rostocker Motettenchor im Doppelpack in Rostock und Schwerin.
Schön, dass damit auch wieder ein Ensemble aus der Region zum Kreis der Erlauchten gehört, der sich der Einbeziehung landeseigener und landesspezifischer künstlerischer Potenzen verpflichtet. Von der Erfüllung eines Traumes sprach gar der Künstlerische Leiter Dr. Sebastian Nordmann und meinte damit die weit über eine bloße Programm-Kombination hinausgehende enge Zusammenarbeit von Hilliard-Ensemble und Motettenchor.
Die hat nun – und Chorleiter Markus Langer erzählt es mit Stolz – schon so etwas wie Geschichte: beginnend mit einer von nur vager Hoffnung getragenen Rostocker Anfrage, über die als wirkliche Auszeichnung verstandene spontane Zusage der vier freundlichen Herren aus England sowie dem ersten gemeinsamen Projekte (Arvo Pärt), bis hin zum Festspiele-Programm der vergangenen Tage.
Letzteres demonstrierte dann auch schönste Gemeinsamkeit nicht nur im Geiste! Hier war ein Kompetenzteam am Werke, das mit der die vier Solisten (Hilliard) ergänzenden Sopranistin Claudia Reinhard und dem internationalen instrumentalen Barock-Ensemble „Barocco Locco“ als Dritten im Bunde beste Gewähr für ein authentisches Musizieren bot. Im Mittelpunkt stand Heinrich Schütz mit Teilen aus den Psalmen Davids, den Symphoniae Sacrae und der Geistlichen Chormusik, flankiert von seinem […] Schüler Johann Vierdanck und zwei Kompositionen Arvo Pärts.
Für die entsprechenden „Klangwunder“ war Rostocks Nikolaikirche vergangenen Freitag wieder der rechte Ort. Ob ein „lediglich“ drei- oder vierstimmiger solistischer Pärt, der gekonnt schlichte Duktus eines Vierdanck (Geistliches Konzert) oder Schütz zwischen A-cappella-Satz und klangprächtiger, orchestral begleiteter Doppelchörigkeit – die menschliche Stimme gewann hier jene Dimension, die sie zwischen Erdverbundenheit und Entrücktheit so einmalig macht. Arvo Pärt und „Hilliard“ – noch immer Klänge, bei denen man das Atmen vergisst; Schütz und „Hilliard“ – eine andere Erfahrung wohl auch für die Interpreten; Schütz und alle gemeinsam – ein Erlebnis von großer, entscheidend vom bestens disponierten Rostocker Motettenchor getragener Ausdrucksstärke.
Chorleiter Langer hat es nicht beim verführerischen Wohlklang belassen, sondern mit Sorgfalt und musikalisch souverän auch für die so zuversichtlich-frohe wie eindringliche Deutlichkeit der Schütz’schen Botschaft gesorgt. Man empfand es geradezu körperlich, dessen aufforderndes „So seid nun wacker alle Zeit“. Keine schlechte Maxime!