Am Sonntag, dem 6. Juli, erlebte die Marienkirche wohl eines der größten Konzerte seit langem: knapp 500 Mitwirkende aus Rostock und Umgebung kamen zusammen, um Karl Jenkins‘ The Armed Man – A Mass for Peace aufzuführen.
„Eigentlich war das jetzt schon viel zu gut für eine Generalprobe“, scherzte Dirigent Markus Langer gegenüber Chor und Orchester nach dem Applaus am Sonnabend, als die letzten Töne und die Glocken von St. Marien verklungen waren. Eine komplett gefüllte Kirche zur Probe, das ist wirklich ungewöhnlich. Da die Karten bereits nach kürzester Zeit ausverkauft waren, wurde die Generalprobe am Vorabend öffentlich abgehalten. Kantoren und Chorleiter achteten darauf, dass es auch zusammen mit der Norddeutschen Philharmonie so rund klingt, wie am Ende der wochen- und monatelangen Probenarbeit der Kantoreien und Chöre. Aus St. Johannis waren der Choralchor, der Figuralchor und der Rostocker Motettenchor dabei.
Am Konzerttag richteten die Oberbürgermeisterin und der Bischof zum Anfang ein paar emotionale Grußworte an das Publikum, bevor es losging. Das 1999 komponierte Werk beginnt ganz leise mit einem Trommelrhythmus und einer einfachen Flötenmelodie – „L’homme armé“, ein zum Volkslied gewordenes französisches Soldatenlied aus dem 15. Jahrhundert, das sich in den nächsten Minuten zu einem imposanten Klangteppich erweitert. Dieses Motiv wird am Ende dann in Dur auf den nun englischen Text „Better is Peace than Always War“ (zu dt. „Besser ist Frieden statt immer Krieg“) erneut aufgegriffen und bildet den Rahmen für die interreligiöse Messe mit Elementen aus jüdischen, muslimischen und christlichen Schriften.
Versöhnliche Passagen im Filmmusik-Stil, etwa im Benedictus oder Agnus Dei, wurden von Naturbildern begleitet, die auf Leinwand und Großbildschirmen in der Kirche zu sehen waren – das lud zum Träumen von jenem tausendjährigen Frieden ein, der am Ende besungen wird. Verstörende Texte über brennende Tiere, eindringliche an Gott gerichtete Bitten sowie echte Filmaufnahmen, u. a. aus dem Zweiten Weltkrieg, dazu der Aufruf „Charge!“ (Angriff), verschlugen hingegen vielen den Atem. Und so sollte Eva-Maria Kröger am Ende Recht behalten, dass dieses Werk wohl in jedem und jeder, ob im Publikum oder auf der Bühne, etwas bewegt hat. Spätestens beim a cappella-Schluss mit den Worten (übersetzt) „Gott wird alle Tränen wegwischen und es soll keinen Tod mehr geben“ wurde deutlich, dass diese Zeilen angesichts der aktuellen weltpolitischen Lage nicht wirkungsvoller sein könnten.
Ein herzlicher Dank geht an alle Mitwirkenden, die mit viel Energie, aber auch der nötigen Ernsthaftigkeit am Gelingen dieses großen Projekts beteiligt waren. Es war ein Abend, der zeigt, wie Musik verbinden, trösten und Hoffnung stiften kann – weit über die Mauern der Kirche hinaus.
Lisa Gerlach (aus dem Motettenchor)