Bewegende Konzerte für Dietrich Buxtehude

Dietrich Buxtehude: Membra Jesu Nostri
12.05.2007, St.-Johannis-Kirche Rostock
09.05.2007, Orgelsaal der Hochschule für Musik und Theater Rostock

Heinz-Jürgen Staszak, Norddeutsche Neueste Nachrichten
14.05.2007

300. Todestag des Komponisten musikalisch gefeiert

Ein würdiges Fest für Dietrich Buxtehude: Im Katharinensaal der HMT und in der Johannis-Kirche erklang befreiende Musik.

Am 9. Mai 1707 starb der Lübecker Marienorganist Dietrich Buxtehude. Zur 300. Wiederkehr dieses Tages gab es im Orgelsaal der Hochschule für Musik und Theater ein Gedenkkonzert für den – wie Prof.Dr. Hartmut Möller in seiner Einführung sagte – „bedeutendsten Komponisten zwischen Heinrich Schütz und Johann Sebastian Bach“. Wiederholt wurde das Konzert am Sonnabend in der Johannis-Kirche. Möller hatte mit dem feinsinnigen Satz geendet, dass Buxtehudes Musik „vom Kreisen um das eigene Ich befreie“. Genau dieses Erlebnis schien sich im lang anhaltenden Beifall am Ende des Konzertes zu manifestieren, in dem Instrumentalisten und Gesangssolisten der HMT unter Leitung von Markus Johannes Langer musiziert hatten.
Aber wie hat Langer dies gemacht, dass seine Aufführung uns „vom Kreisen um das eigene Ich befreite“ […]? Zunächst geschah es durch den Text des Werkes. Langer führte hier den siebenteiligen Kantatenzyklus „Membra Jesu Nostri“ von Buxtehude auf, eine (lateinische) Meditation über die Gliedmaßen des Gekreuzigten, in denen permanent das eigene Ich religiös überschritten wird.
Aber ebenso deutlich und sicherlich noch eindringlicher hat es die Gestaltung der Musik bewirkt […]. Drei Grundzüge ließen sich dabei ausmachen: Zunächst der Verzicht auf Exzellenz zugunsten von Authentizität, was eine möglichst große Nähe zur historischen Aufführungspraxis bedeutete.

Kleines Ensemble leistet Erstaunliches
Hierbei leistete das kleine Instrumentalensemble – trotz moderner Instrumente – rundum Überzeugendes, in der Phrasierung, in den „Spaltklängen“, mit denen die einzelnen Stimmen ihre Gleichberechtigung behaupteten. Dann in einer Tempowahl, die gleichsam den Grundgestus des unaufdringlichen Zelebrierens herstellte, der nicht zur bewusstlosen Identifikation einlud. Und schließlich in einer Balance zwischen dem ausgedrückten Gefühl und der strengen Form, in der es ausgedrückt wird […].
Dies gelang besonders in den einleitenden und abschließenden Chören, vorgetragen vom Vokalquintett mit Katharina Steinwachs und Mitsuyo Okamoto (beide Sopran), mit David Ameln (Altus), August Schram (Tenor) und Tilman Fröhlich (Bass), auch in deren Soloarien und Terzetten. Ein würdiges und bewegendes Gedenkkonzert.